Die Geschichte von Ragnar unserem Zahnling...
Ragnar kam als 7. Welpe um 16:02 Uhr mit 390g zur Welt. Er entwickelte sich vollkommen normal und hat genauso wie seine Geschwister zugenommen.
Ab der 3./4. Woche stellten wir jedoch eine Wachstumsverzögerung des Unterkiefers fest. Es war eindeutig ersichtlich, dass der Unterkiefer zu kurz ist. Die Milchzähne und insbesondere die Eckzähne (Canini) waren bereits dabei zu wachsen und haben zu diesem Zeitpunkt schon leichte Druckstellen im Gaumen verursacht.
Es bestand keine Entzündung, so dass ich mir erstmal Rat holte und nach Lösungen suchte.
Ich hatte mich im Internet und in mehreren Foren belesen und es wurden mir einige gute Ratschläge gegeben. Auch bei Züchterkollegen holte ich mir Rat ein. Die Vorschläge, von massieren, bis hin die Canini mit Zahnspangenwachs schützen, wurden dann sofort in die Tat umgesetzt. Der meistgenannte Ratschlag aber war: Abwarten.
Da Ragnar zu diesem Zeitpunkt erst 3-4 Wochen alt war, haben wir auch diesen berücksichtigt. Das Milchzahngebiss befindet sich ja in diesem Zeitraum in einem enormen Wachstum. Da ist quasi alles möglich. Wir wollten nicht voreilig handeln, aber dennoch stand Ragnar immer unter strenger Beobachtung.
Da es dann in der 5. Woche immer noch keine ersichtliche Besserung gab, der Kiefer deutlich zu kurz war und demzufolge die unteren Canini weiter in den Gaumen einbohrten, begann für uns und Ragnar der Ärztemarathon. Wir wollten nichts unversucht lassen, damit Ragnar ein sorgenfreies Leben mit seinem bleibenden Gebiss führen kann. Und unser Bauchgefühl sagte uns, dass das so nicht möglich war.
Wir sind also zu Tierarzt Nr. 1, der auch eine Abteilung für Zahnmedizin hatte. Das ernüchternde Ergebnis: Leider könne man uns nicht weiterhelfen, denn Sie müssen erst mit einer weiteren Klinik Kontakt aufnehmen. Da es sich um ein Milchzahngebiss handelt, sei es für die Arztpraxis eher eine Seltenheit, und sie möchten sich Rat in der Spezialklinik holen. Für Christian und mich war klar: es musste eine zweite Meinung her.
Also haben wir Tierarzt Nr. 2 kontaktiert und einen weiteren Termin ausgemacht. In der Zwischenzeit hat sich Tierarzt Nr.1 gemeldet. Die kontaktierte Spezialklinik empfiehlt, die Milchcanini zu ziehen. Das kam für uns aber nur im äußersten Notfall in Frage, denn sollten beim Ziehen der Milchcanini die bleibenden Zähne nur minimal beschädigt werden, kann es zu irreparablen Schäden der bleibenden Canini kommen. Wir wollten also noch die Meinung von Tierarzt Nr. 2, da der Termin eh schon stand. Auch bei diesem Termin konnte man uns nicht wirklich helfen, empfahl uns aber eine Spezialistin für Zahnheilkunde, ca. 1 Std von uns entfernt.
Also wurde bei Tierarzt Nr.3 ein erneuter Termin vereinbart. Das gleiche Spiel wie bei den anderen beiden Tierärzten: Leider habe sie zu wenig Erfahrung in diesem Alter, bestätigte uns aber, dass der Rückbiss sehr ausgeprägt sei. Sie empfahl uns einen Tierarzt in Aachen, der eine einzigartige Methode entwickelt hat, die „FOMA“ (funktionelle orthodonte magnetische Apparat) Methode. Wir haben dann mit der Tierärztin Fotos für den Facharzt, Dr. Staudacher,gemacht und diese am selben Abend mit dem vorliegenden Befund an ihn per Mail gesendet. Am nächsten Morgen haben wir von Dr. Staudacher sofort eine Antwortmail erhalten. Er hat uns seine Studie zugesandt, die beschreibt, wie die Methode angewandt wird und wie die Erfolgsaussichten der Behandlung sind. Sofort hielten wir Rücksprache mit Ragnars zukünftigen Eltern. Uns war wichtig, dass sie mit einbezogen werden und über alles Bescheid wissen.
Wir entschieden uns dafür, mit Ihm diese Behandlung zu starten, denn je eher diese eingeleitet wird, desto größer sind die Erfolgschancen, dass Ragnar im normalen Scherengebiss steht und im Erwachsenenalter keine Probleme hat. In der Studie von Dr. Andreas und Gerhard Staudacher heißt es: „Bei einer frühen Korrektur ab der 8.-11. Woche mittels eines funktionellen orthodonten magnetischen Apparates (FOMA) sind bei 91,8% der Tiere ein orthodontes und bei 95,3% ein funktionelles Gebiss, während bei der Korrektur ab der 14. - 16. Woche nur bei 5,7% ein orthodontes und bei 69,2% ein funktionelles Gebiss zu erreichen war.“
Dr. Staudacher rief uns dann nochmal persönlich an und wir konnten alle Fragen mit Ihm klären. Wie bei jeder Behandlung/OP gibt es natürlich auch bei diesem Eingriff Nebenwirkungen, die uns ausführlich erklärt wurden. Es war keine leichte Entscheidung, aber oberste Priorität hatte Ragnars Gesundheit.
3 Tage später hatten wir bereits einen Termin in Aachen zur Operation/Einsetzen der Magnete, 5 Stunden von uns entfernt. Wir machten uns also am Abend auf den Weg und konnten bei Anna und Marc, den neuen Welpeneltern, die Nacht verbringen. Diese wohnen ca. 1,5 Std. von Dr. Staudacher entfernt und Ragnar durfte direkt bei seiner neuen Familie und seinem großen Bruder probewohnen. Am nächsten Tag machten wir uns alle auf den Weg nach Aachen. Ragnar hat die OP ohne Probleme überstanden und es ging auf direktem Wege nach Hause.
Am Anfang benötigte er beim Fressen und Trinken ein wenig Hilfe, wir mussten ihm das Futter per Hand reichen und das Wasser bekam er über eine Spritze. Das legte sich aber schnell. Und als er zu seiner Familie zog, fraß und trank er weitestgehend selbständig. Auch hinderte ihn die Magnetspange keineswegs daran, ein normales Welpen dasein zu führen und mit anderen Hunden zu spielen. Natürlich war er dabei bemüht, seine Schnauze zu schützen.
Durch Ragnars Wachstum war es nach gut 9 Wochen so weit, dass die Spange nicht mehr gepasst hat und ausgetauscht werden musste. Die neuen Magnete waren deutlich größer und stärker und so musste er wieder erst lernen, damit umzugehen. Zunächst sah alles gut aus, aber im laufe der Woche fiel ihm das Fressen immer schwerer, er hat es nicht einmal mehr selbst versucht, bis er schließlich auch die Handfütterung verweigert hat. Das war ein Alarmsignal und die Welpeneltern brachten ihn noch am selben Tag, 4 Tage nach der OP, zu Dr. Staudacher. Es wurde eine Entzündung festgestellt und Antibiotika verschrieben. Das ist nicht ungewöhnlich, uns wurden bereits bei der ersten OP vorsichtshalber Antibiotika mitgegeben. Unterstützt durch homöopathische Mittel und Immun Booster ging es ihm danach schnell wieder besser.
Die nachfolgenden 7 Wochen waren für alle nicht einfach. Ragnar hat bis zuletzt nicht eigenständig fressen können, sich aber immerhin zum Trinken eine Art Ansaugtechnik angeeignet. Das Futter musste ihm in den hinteren Teil des Mauls gelegt werden und er musste sich für den ersten Bissen sehr überwinden. Die Fütterung war ganz und gar nicht seine Lieblingsbeschäftigung. Hinzu kam auch der Zahnwechsel, der unter diesen Umständen deutlich belastender war. Er wurde immer ruhiger und zurückgenommener. Die Welpenelternberichten über diese Zeit: „Es blutete einem das Herz, ihn so niedergeschlagen und zitternd zu sehen. Dabei durften wir ihn nicht bemitleiden und mussten stets so tun, als wäre alles völlig normal. Einziger Trost war für uns, dass er sich auf Spaziergängen fröhlich und neugierig zeigte. So wussten wir, dass er auch glückliche Momente verspürt. Und es wurde, so viel wie es nur geht, gekuschelt. Das hat er regelrecht gebraucht. Mit am schlimmsten war aber das Sabbern. Wo auch immer er war, vor allem nach dem Fressen und Trinken, war alles voller Schleim und Essensresten. Und es stank zum Himmel. So lieb wir ihn haben, aber das war eine wirklich eklige Angelegenheit. Dennoch, das war es wert!“
Anfang Juni kam schließlich die Erlösung. Die Magnete wurden vollständig entfernt und nur noch eine unauffällige Schiene auf das obere Gebiss gesetzt. Mit dieser Schiene werden nun die Zähne endgültig in ein Scherengebiss gebracht. Kaum nach der OP zu Hause angekommen, drehte Ragnar komplett auf und ist seitdem nicht mehr zu halten. Es scheint, als würde er alles Verpasste nachholen wollen und wirbelt nur so durchs Leben. Es macht uns alle unfassbar glücklich, ihn so zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass wir ihm das nicht umsonst angetan haben. Der starke Rückbiss von 13 mm ist bereits jetzt vollständig behoben und Ragnar besitzt ein funktionales Scherengebiss.
Mein besonderer Dank geht an:
• Anna und Marc, die Ragnar ein liebevolles Zuhause geben und diesen Weg mit uns zusammen gehen
• Kathrin und Manuel, die als Welpensitter eingesprungen sind, als wir mit Ragnar unterwegs nach Aachen waren und selbst Welpen zu Hause hatten
• meinen Mann Christian, der meine unzähligen Tränen trocken musste
• und zu guter Letzt an Dr. Staudacher und sein Praxis Team für einfach alles.
Warum ich das veröffentliche:
Ich möchte das offen und ehrlich kommunizieren. Ich wäre dankbar gewesen, wenn wir den Hinweis auf Dr. Staudacher gleich gehabt hätten, dann wäre uns dieser Ärztemarathon erspart geblieben. Manchmal hilft abwarten und manchmal eben nicht. Ob es genetisch ist, oder eben eine Laune der Natur, das konnte uns auch Dr. Staudacher nicht beantworten.
Solltet Ihr Fragen haben, stehe ich jederzeit offen und ehrlich zur Verfügung.
Doris Maderer
Dalmatiner ex Alphabetum
Wer sich gerne in die Materie einlesen möchte, den habe ich Dr. Staudacher`s Homepage verlinkt:
English version:
The story of Ragnar
Ragnar was born as the 7th puppy at 16:02 with 390 g. He developed completely normally and put on weight just like his siblings.
From the 3rd/4th week, however, we noticed a delay in the growth of his lower jaw. It was clear that his lower jaw was too short. The milk teeth and especially the canine teeth (canini) were already growing and were already causing slight pressure points on the palate at this point.
As there was no inflammation, I initially looked for advice and solutions.
I had read up on the Internet and in various forums and received some good advice. I also sought advice from other breeders. The suggestions, from massage to protecting the canine teeth with braces wax, were then immediately put into practice. However, the most common advice was to wait and see.
As Ragnar was only 3-4 weeks old at the time, we took this into account. Milk teeth grow enormously during this time. Almost anything is possible. We didn't want to act hastily, but Ragnar was always under close observation.
As there were still no signs of improvement in the 5th week, the jaw was clearly too short and the lower canines were still digging into the palate, the medical marathon began for us and Ragnar. We wanted to leave no stone unturned so that Ragnar could lead a carefree life. And our gut feeling told us that this was not possible.
So we went to vet no. 1, who also has a dental department. The sobering result: unfortunately, they couldn't help us because they had to contact another clinic first. As it was a milk tooth, it was a rarity for the practice and they wanted to get advice from the specialist clinic. It was clear to Christian and me that we needed a second opinion.
So we contacted vet no. 2 and made a new appointment. In the meantime, vet no. 1 got in touch and the specialist clinic we contacted recommended extracting the milk teeth. However, this was only an option for us in an extreme emergency, because if the permanent teeth were only minimally damaged when the milk teeth were extracted, this could lead to irreparable damage to the permanent canines. So we wanted to get the opinion of vet no. 2, as the appointment had already been made. They couldn't really help us at this appointment either, but recommended a dental specialist about 1 hour away from us.
So another appointment was made with vet number 3. The same thing happened as with the other two: she unfortunately had too little experience at this age, but confirmed to us that the underbite was very pronounced. She recommended a vet in Aachen who had developed a unique method, the "FOMA" method (Functional Orthodontic Magnetic Device). We then took photos with the vet for the specialist, Dr. Staudacher, and sent them to him by email that same evening with the findings.
The next morning we immediately received a response from Dr. Staudacher. He sent us his study in which he describes how the method is used and what the chances of success of the treatment are. We immediately consulted with Ragnar's future parents. It was important to us that they were involved and knew everything.
We decided to start this treatment with him because the earlier it is started, the better the chances of Ragnar having a normal scissor bite and not having any problems as an adult. The study by Dr. Andreas and Gerhard Staudacher states: "With an early correction from the 8th to 11th week using a functional orthodontic magnetic splint (FOMA), 91.8% of the animals have an orthodontic and 95.3% a functional set of teeth, while with the correction from the 14th to 16th week only 5.7% have an orthodontic and 69.2% a functional set of teeth." Dr. Staudacher then called us again personally and we were able to clarify all of our questions with him. As with any treatment/surgery, there are of course side effects with this procedure, which were explained to us in detail. It was not an easy decision, but Ragnar's health was the top priority.
3 days later we had an appointment in Aachen for the operation/installation of the magnets, 5 hours away from us. So we set off in the evening and were able to stay overnight with Anna and Marc, the new owners.
Ragnar survived the operation without any problems and went straight home.
At the beginning he needed some help with eating and drinking, we had to feed him by hand and he was given water via a syringe. But that changed quickly. And when he moved in with his family, he was eating and drinking largely independently. The magnetic brace did not prevent him from living a normal puppy life and playing with other dogs. Of course he tried to protect his nose.
Due to Ragnar's growth, the brace no longer fit after about 9 weeks and had to be replaced. The new magnets were much larger and stronger and so he had to learn how to use them again. At first everything looked fine, but as the week went on it became increasingly difficult for him to eat, he didn't even try to eat on his own and finally refused to be fed by hand. This was an alarm signal and the puppy parents took him to Dr. Staudacher on the same day, 4 days after the operation. There an infection was diagnosed and antibiotics were prescribed. This is nothing unusual; we were given antibiotics as a precaution during the first operation. Supported by homeopathic remedies and immune boosters, he quickly got better afterwards.
The following 7 weeks were not easy for anyone. Ragnar was not able to eat on his own until the end, but at least he had learned a kind of sucking technique for drinking. He had to push the food into the back of his mouth and really force himself to take the first bite. Feeding was definitely not his favorite activity. Then there was the change of teeth, which was even more stressful under these circumstances. He became increasingly quiet and withdrawn. The puppy parents report on this time: "It was heartbreaking to see him so depressed and shaking. We were not allowed to feel sorry for him and always had to act as if everything was completely normal. The only consolation for us was that he was happy and curious when we went for walks. That way we knew that he also had happy moments. And we cuddled as much as possible. He really needed that. One of the worst things, however, was the drooling. Wherever he was, especially after eating and drinking, everything was covered in mucus and food residue. And it stank to high heaven. As much as we love him, it was a really gross experience. But it was worth it!"
At the beginning of June, relief finally came. The magnets were completely removed and only an inconspicuous splint was placed on the upper teeth. This splint is now intended to finally bring the teeth into a scissor bite. As soon as he got home after the operation, Ragnar completely went crazy and has been unstoppable since. It seems as if he wants to make up for everything he has missed and is just whirling through life. It makes us all incredibly happy to see him like this and at the same time to know that we have not put him through this for nothing. The severe 13 mm underbite has already been completely corrected and Ragnar has a functional scissor bite.
Why I am publishing this:
I want to communicate this openly and honestly. I would have been grateful if we had been informed about Dr. Staudacher right away, then we would have been spared this marathon of doctors. Sometimes waiting helps and sometimes it doesn't. Dr. Staudacher cannot answer whether it is genetic or simply a quirk of nature.
If you have any questions, I am always available to answer them openly and honestly.
Doris Maderer
Dalmatian ex Alphabetum
If you would like to read up on the topic, I have put a link to Dr. Staudacher's homepage here: